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Wasserstoffperoxid (H₂O₂) in hydroponischen Systemen: Warum seine Anwendung im realen Betrieb schädlich sein kann

Dr.Dutch

Well-known member
Wasserstoffperoxid (H₂O₂) in hydroponischen Systemen: Warum seine Anwendung im realen Betrieb schädlich sein kann


Hydroponische Systeme wie die Deep Water Culture (DWC) setzen auf eine optimale Kontrolle der Wachstumsbedingungen, um Pflanzen effizient mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Eine gängige Praxis ist die Zugabe von Wasserstoffperoxid (H₂O₂), um Mikroben zu regulieren, Sauerstoff bereitzustellen und Pathogene zu bekämpfen. Doch bei genauer Analyse der wissenschaftlichen Daten wird klar, dass die Verwendung von H₂O₂ im realen Betrieb oft mehr Schaden als Nutzen bringt.




1. Funktionsweise von H₂O₂ und seine Wirkung


H₂O₂ ist eine instabile Verbindung, die in wässrigen Lösungen zerfällt:

2 H2O2 → 2 H2O+O2

Dieser Zerfall setzt Sauerstoff frei, der theoretisch die Sauerstoffversorgung der Wurzeln verbessern könnte. Gleichzeitig wirkt H₂O₂ als Oxidationsmittel, das Mikroorganismen durch die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) wie Hydroxylradikale (⋅OH) schädigt. Diese Eigenschaften machen H₂O₂ zu einem beliebten Desinfektionsmittel.


Allerdings entfaltet H₂O₂ in hydroponischen Systemen komplexe Wechselwirkungen mit Nährstoffionen, Wurzeln und dem Mikrobiom, die in der Praxis problematisch sind.




2. Negative Auswirkungen auf die Nährlösung


Hydroponische Nährlösungen enthalten lebenswichtige Makro- und Mikronährstoffe. Wenn H₂O₂ hinzugefügt wird, treten folgende kritische Reaktionen auf:


2.1. Oxidation von Mikronährstoffen


  • Eisen (Fe):
    H₂O₂ oxidiert Fe²⁺ zu Fe³⁺, das unlöslich ist und als Eisenhydroxid (Fe(OH)₃) ausfällt. Dadurch sinkt die Verfügbarkeit von Eisen für die Pflanzen. Eisenmangel führt zu Chlorosen und Wachstumsproblemen.

    Fe2++H2O2 → Fe3++⋅OH+OH−

  • Kupfer (Cu) und Mangan (Mn):
    Diese Metalle können ebenfalls oxidiert werden, was ihre Verfügbarkeit reduziert und die Funktionalität von Chelatoren wie EDTA beeinträchtigt.

2.2. Wechselwirkungen mit Chelatoren


Chelatoren wie EDTA und DTPA, die Mikronährstoffe in der Lösung stabilisieren, werden durch H₂O₂ oxidativ beschädigt. Das destabilisiert die Nährstoffzusammensetzung und führt zu Ausfällungen, die die Nährstoffaufnahme der Pflanzen weiter hemmen.


2.3. Veränderung des pH-Werts


Der Zerfall von H₂O₂ und die Oxidation von Metallionen können den pH-Wert der Lösung verändern. Das beeinflusst die Verfügbarkeit vieler Nährstoffe, insbesondere Eisen und Phosphor.




3. Schädigung der Wurzeln


3.1. Oxidativer Stress


H₂O₂ ist toxisch für Pflanzenzellen, da die dabei entstehenden ROS die Zellmembranen, Proteine und DNA schädigen können. Selbst niedrige Konzentrationen (<50 ppm) können bei wiederholter Anwendung Wurzelschäden verursachen, was die Wasser- und Nährstoffaufnahme beeinträchtigt.


3.2. Hemmung des Wurzelwachstums


Anhaltender oxidativer Stress schwächt die Wurzeln und macht sie anfälliger für mechanische Schäden und Infektionen. Zudem werden Wurzelausscheidungen (Exsudate), die das Mikrobiom fördern, reduziert.




4. Störung des natürlichen Mikrobioms


Das Wurzelmikrobiom ist ein zentraler Faktor für die Pflanzengesundheit. Selbst in hydroponischen Systemen besteht das Mikrobiom aus nützlichen und neutralen Mikroorganismen, die wesentliche Funktionen erfüllen:


  • Förderung der Nährstoffaufnahme:
    Nützliche Mikroben wie Bacillus spp. und Pseudomonas spp. mobilisieren Phosphor, Eisen und andere Nährstoffe und fördern das Wurzelwachstum durch die Produktion von Pflanzenhormonen.
  • Schutz vor Pathogenen:
    Nützliche Mikroben verhindern das Wachstum schädlicher Mikroben durch kompetitive Verdrängung und die Produktion antimikrobieller Substanzen.

4.1. Breitbandwirkung von H₂O₂


H₂O₂ wirkt unspezifisch und tötet sowohl nützliche als auch schädliche Mikroben ab. Das führt zu einem Ungleichgewicht im Mikrobiom. Schädliche Mikroben wie Pythium spp. können sich oft schneller erholen als nützliche Mikroben, wodurch das Risiko von Wurzelfäule langfristig steigt.


4.2. Langfristige Destabilisierung


Wiederholte H₂O₂-Anwendung reduziert die Diversität des Mikrobioms und schwächt die natürlichen Schutzmechanismen der Pflanzen. In der Praxis führt dies häufig zu einem Teufelskreis aus verstärktem Pathogenbefall und zunehmendem Einsatz von H₂O₂.




5. Zweifel an den positiven Wirkungen von H₂O₂


Die angeblichen Vorteile von H₂O₂ in hydroponischen Systemen, insbesondere die Reduktion schädlicher Mikroben bei niedrigen Konzentrationen (10–30 ppm), sind wissenschaftlich umstritten:


  • Uneinheitliche Ergebnisse:
    Während einige Studien zeigen, dass H₂O₂ pathogene Mikroben hemmen kann, berichten andere von keiner signifikanten Wirkung. Zudem wird häufig auch die nützliche Mikrobiota geschädigt.
  • Kurzfristiger Nutzen, langfristiger Schaden:
    Selbst wenn kurzfristig Pathogene reduziert werden, zeigen viele Studien, dass diese schnell zurückkehren. Nützliche Mikroben benötigen jedoch länger, um sich zu regenerieren, was die Pflanze langfristig anfälliger macht.



6. Fazit: H₂O₂ ist im realen Betrieb schädlich


Die Anwendung von H₂O₂ in hydroponischen Systemen führt zu zahlreichen negativen Effekten:


  1. Nährstoffverlust:
    Wichtige Mikronährstoffe wie Eisen und Kupfer werden oxidiert und fallen aus, was zu Mangelerscheinungen führt.
  2. Wurzelschäden:
    Oxidativer Stress schwächt die Wurzeln, beeinträchtigt die Nährstoffaufnahme und macht die Pflanze anfälliger für Infektionen.
  3. Zerstörung des Mikrobioms:
    H₂O₂ tötet nützliche Mikroben ab und destabilisiert das Wurzelmikrobiom, was die natürliche Resistenz der Pflanze gegen Pathogene verringert.
  4. Langfristige Destabilisierung:
    Wiederholte Anwendungen verschärfen die Probleme und führen zu einem Teufelskreis aus steigender Anfälligkeit und wachsendem Chemikalieneinsatz.

Angesichts dieser Datenlage ist die Anwendung von H₂O₂ in hydroponischen Systemen im realen Betrieb mehrheitlich schädlich. Ein gezielter Einsatz könnte in Ausnahmefällen sinnvoll sein, z. B. zur kurzfristigen Pathogenkontrolle. Langfristig sollten jedoch alternative Ansätze wie der Aufbau eines stabilen Mikrobioms und die Förderung der Wurzelgesundheit im Vordergrund stehen.

10. Root-Zone Microbial Activity and Disease​

Roots have beneficial microbial activity in the rhizosphere, even in hydroponics, but excessive carbon leakage into the bulk solution from unhealthy roots provides an energy source that can result in excessive microbial growth in the bulk solution. Hosseinzadeh et al. [99] and Razzak et al. [100] review approaches to remove organics from hydroponic solutions. These compounds (largely carboxylic acids) can be toxic to plants if they accumulate to elevated concentrations [99,100].
Healthy roots minimally leach nutrients into solution [101]. In our experience, increased turbidity usually indicates unhealthy roots with carbohydrate leakage. We have found that the solution in well-aerated DWC remains clear throughout the crop cycle (months) indicating low microbial activity in the bulk solution.
Several water treatment technologies have been used to reduce disease. These include chlorination, hydrogen peroxide, filtration, and ozonation [102,103,104,105]. Some sanitizers can degrade chelates in solution [106]. Ultraviolet light has been used in recirculating systems to reduce microbial activity in solution and to help prevent disease [107], but UV photons break down chelates [108], and the chelates must be re-added. Acidic root zone conditions have also been shown to reduce disease persistence [109,110].
We have not found any of the above treatments necessary. Root-zone disease has been minimal in our systems, perhaps because the root surfaces are uniformly well aerated and the steady-state nutrient levels that come from the daily refill solution result in healthier roots.



Two cultivars of lettuce, ‘Green Forest’ and ‘Tropicana’, and two cultivars of basil, ‘Aroma II’ and ‘Genovese’, were transplanted into the ebb and flow hydroponic systems, and three different hydrogen peroxide products, PERpose Plus, ZeroTol, and 3% hydrogen peroxide, were applied at different rates and combinations in two experiments. Shoot fresh weight in lettuce was found to be significantly greater in control and 3% hydrogen peroxide treatments for both cultivars; however, in ‘Tropicana’ those treatments were not different from any other treatment. Greater amounts of PERpose Plus and ZeroTol, such as 60 mL, restricted plant growth in lettuce, whereas only cultivar differences for SPAD and plant width were reported for basil. Algae growth was not significantly controlled by any treatment in this research based on algae counts, weights, or spectrometer readings.



In this experiment, three H2O2 treatments, namely the application of 0, 37.5 or 75 mg/L H2O2 to 4 L aerated hydroponic containers with either conventional or organic fertilizer, were compared. The containers had either fish-based organic fertilizer (4-4-1, N-P2O5-K2O) or inorganic mineral based conventional nutrient solution (21-5-20, N-P2O5-K2O), both applied at 150 mg/L N. Three replicates of each H2O2 treatment–fertilizer combination were prepared resulting in a total of eighteen mini hydroponic containers each with one head of lettuce. There were two growth cycles: fall 2018 and spring 2019. When added to conventional fertilizers, both 37.5 mg/L and 75 mg/L of H2O2 led to stunted growth or death of lettuce plants



Chemical methods include sodium hypochlorite, hydrogen peroxide, and ozone additions. From these choices, both hypochlorite and hydrogen peroxide have poor disinfection performance at the concentrations tolerated by plants and are hard to maintain at the desired concentrations through an entire crop cycle without ill effects.


So, Artikel zu Ende..
@Endrega Wollte dir deinen Report mit dem kram nicht zuspammen. Hast bei dir doch geschrieben, dass du H2O2 mit in Tank haust. Kannst ja mal durchlesen und mir bisschen was dazu sagen.

Und falls es sonst noch jemanden hilft, alle herzlich willkommen ;)

LG
 
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Endrega

Well-known member
@El Pollo Diablo was sagst du dazu? Du kennst dich bestimmt noch besser aus.

Als ersten Eindruck kann ich die negativen Auswirkungen nicht bestätigen, eher das Gegenteil.

Aus Erfahrung würde ich sagen dass ohne H²O² die Mikroben total ausrasten, positiv und negativ.
Ich verwende auch keine krassen Konzentrationen (1-2ml/L 12% Lösung). Ich weiß das wurde auch erwähnt was den Wurzelstress angeht.

Ich kann nur als Leie sagen was ich sehe. Nach 8 Jahren Anwendung ohne H²O², ohne Desinfektion allgemein, musste ich meine Steine wegschmeißen, weil sich so viel Shit angesammelt hat dass die Pflanzen kaum noch wuchsen. Pythium, phiserium, haste nicht gesehen. Positive Mikros hab ich in den letzten 2 Jahren ausgiebig getestet und mMn ist das total overrated. Vielleicht bei hardcore Bio-notill-Umgebung aber in Hydro ist das nur good-feeling-Puder zum Geld ins Klo spülen.

So lange wir hier von keinen Verbindungen reden die dann in die Pflanze aufgenommen werden und beim Rauchen schädlich sein könnten dann würde ich jetzt wegen dem Artikel nicht gleich mein H²O² wegschmeißen.

Wenn man 2 Pflanzen untersucht die in perfekt sterilen DWC Grows wachsen und die eine bekommt H²O² und die andere nicht dann ist mit klar dass die OHNE besser wachsen wird, weil das H2O2 ganz auf die Wurzeln wirkt. In weniger perfekten Umständen wirkt das H²O² mehr auf die ganzen Bakterien, als auf die Wurzeln.

Das mit den Lock-Out und pH kann ich direkt auch nicht bestätigen. Kann am Canna Dünger liegen der eigentlich dafür gemacht ist zusammen mit H²O² angewendet zu werden. Da stehen Anweisungen was man machen muss wen man H²O² benutzt usw. Vielleicht reicht die Konzentration oder Wirkungsdauer nicht aus um diese Verbindungen zu machen.

Ich werde das alles nochmal in Ruhe durchgehen und beobachten.
Danke für's teilen:good:
 

Dr.Dutch

Well-known member
1-2ml/L 12% Lösung
Das macht 120 bis 240ppm. Ist schon ziemlich viel - also weit über allem, was ich als sicher für Pflanzen gelesen habe^^

Ähm, kurz noch bisschen gesucht, auf thcfarmer gekommen, das hier gelesen, und dann erst gesehen, wer das geschrieben hat. Der gute Moe :)

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Also in den paar Foren, in den ich jetzt geguckt habe, immer noch das selbe Fazit,: Das sollte man nicht als Dauerlösung nutzen, vllt Notfalls, wenn man akut bud-rot hat. Nur so ein paar allgemeine Gärtner-Seiten, die das recht allgemein empfehlen (was nach Datenlage irgendwie alles nicht hinkommt)

Canna hat wohl früher nur gemerkt, dass das zig Grower einsetzen und eventuell deswegen auch so extrem viel Eisen-Chelat drin (kommst da auf fasst 2ppm Fe). Kenne das auch von dem Rhizotonic, dass die da draufschreiben, dass das nicht mit H2O2 genutzt werden sollte^^

Ach ja, steril gibt es nicht bei Pflanzen. Wie Bugbee schreibt
Roots have beneficial microbial activity in the rhizosphere, even in hydroponics
Und was Moe da oben auch sagt.
Hier, sein Report. Steht da von mir oben auf der Seite auch gerade was, schon bald zwei Jahre her da. Zeit rennt echt^^


Was hast du denn bei dir bisher so mit MOs ausprobiert @Endrega? Und
Nach 8 Jahren Anwendung ohne H²O², ohne Desinfektion allgemein, musste ich meine Steine wegschmeißen, weil sich so viel Shit angesammelt hat dass die Pflanzen kaum noch wuchsen
Wie meinst das, 8 Jahre lang haben die Corrals ganz ohne Desinfektion/reinigung gehalten?
Oder hast die zwischendurch noch aufbereitet, und trotzdem erst durch h2o2 im Betrieb saubere Steine?
(Falls das irgendwie bei dir im Report erklärt hast, wie du da vorgehst - kannst mir sonst auch sagen, wo ich gucken soll ;) ).

Danke für's teilen :good:
Jo, kein Ding, dafür hab ich das ja zusammen geschrieben.

Bei dem Punkt hier bin ich mir nicht 100% sicher, das einzige, wo ich GPT mal als Quelle vertraut habe.
Rest ist mir selber schon länger bekannt, das hätte ich auch ohne die KI so zusammen schreiben können (Nerd nutzt da jetzt natürlich Hilfe für, geht so x-mal schneller und das Ding ist meinem Geist auch in der sprachlichen Intelligenz z.T. doch überlegen, kann man also auch für Qualitätsgründe nutzen ;) )
Schädliche Mikroben wie Pythium spp. können sich oft schneller erholen als nützliche Mikroben, wodurch das Risiko von Wurzelfäule langfristig steigt.
Sonst alles wie gesagt von mir abgesegnet, hab mich in das Thema ja vor längerer Zeit recht intensiv eingearbeitet. Bin mir da halt eigentlich schon recht sicher, dass du deinen Pflanzen mit den 120ppm+ nichts gutes tust.
 
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Dr.Dutch

Well-known member
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Hydrogen dioxide kills bacteria, fungus, algae and their spores immediately on contact. It is labeled as a disinfectant for use on greenhouse surfaces, equipment, benches, pots, trays and tools, and for use on plants. Label recommendations state that all surfaces should be wetted thoroughly before treatment. Several precautions are noted. Hydrogen dioxide has strong oxidizing action and should not be mixed with any other pesticides or fertilizers. When applied directly to plants, phytotoxicity may occur for some crops, especially if applied above labeled rates or if plants are under stress. Hydrogen dioxide can be applied through an irrigation system. As a concentrate it is corrosive and causes eye and skin damage or irritation. Carefully read and follow label precautions. Note that OxiDate® and SaniDate are organic products.

Hydrogen Peroxide, Peroxyacetic Acid and Octanoic Acid (X™-3) is a strong oxidizing agent used as an algecide on greenhouse structures and floor and is labeled for use in chemigation. Follow label rates and precautions.


https://ag.umass.edu/greenhouse-floriculture/fact-sheets/cleaning-disinfecting-greenhouse

Und hier schon über zwei Jahre her ;)

PS: Um Aufnahme musst du dir aber keine Sorgen machen, für H2O2 haben sie keine Transportmachanismen. Entsteht bei ihnen nur (wie bei uns auch) als Abfallprodukt und.. na, einfach mal GPT erklären lassen, für die, die es interessiert^^ Also selbst wenn sie es aufnehmen würden, würden sie es wieder abbauen ^^

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