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Erde und mineralische Dünger - kann man machen, kann man aber auch lassen

detox²

Well-known member
Veteran
Liebe User,


ich möchte mein Wissen mit euch teilen und euch etwas mehr über mineralischen Dünger erklären. Das ist kein Manifest für oder gegen mineralischen Dünger, sondern soll euch erklären was mineralischer Dünger eigentlich ist und wie er sich auf Erde verhält.


1) Was ist mineralischer Dünger?

Mineralischer Dünger sind anorganische Nährstoffe, welche direkt von der Pflanze aufgenommen werden können, sobald sie gelöst werden. Sie müssen nicht von organischer in mineralische Form durch Mikroorganismen umgebaut werden.



2) Was unterscheidet mineralische Düngung von organischer Düngung?


Viele Nährstoffe, darunter N,P und S müssen erst von organischer Form in anorganische Form im Boden "mineralisiert" werden. Dies geschieht besonder effizient bei über 20°C und ausreichend Wasser und Sauerstoff in einer Growbox. Pflanzen nehmen Nährstoffe immer in anorganischer Form auf. Im Fall von Stickstoff ist das zwar nicht 100% korrekt, da Pflanzen durchaus in der Lage sind, Harnstoff oder Aminosäuren (oder auch andere kleine organische Moleküle) aufzunehmen, jedoch sind diese Formen nicht unbedingt im Boden stabil (besonders Harnstoff) und die Fähigkeiten der Aufnahme sind bei den meisten Pflanzen beschränkt, inkl. Cannabis.



2) Welchen mineralischen Dünger kann ich für Cannabis verwenden?


Grundsätzlich jeden mit der Nährstoffkombination, die ihr braucht. Diese verändern die meisten Grower je nachdem, ob sie in der vegetativen Phase oder der generativen Phase sind. In wie weit dies sinnvoll ist, soll hier nicht näher besprochen werden. Die Deklaration mineralischer Dünger ist nur deswegen relevant, da verschiedene Pflanzen bei verschiedenen NPK-Verhältnissen unterschiedlich wachsen und sonst ggf. ihre Physiologie verändern würden, z.B. wenn Tomaten zuviel N bekommen, produzieren sie zuviel Kraut und zu wenig K, produzieren sie kleine Früchte. Ein anderes Beispiel wäre ein Gehölz, welches i.d.R. in einem Boden wächst, wird meist ausreichend P und K im Boden finden, jedoch wird N hier i.d.R. am wenigsten vorhanden sein.

Oft wird darüber spekuliert, ob z.B. ein sog. "Heckendünger" oder Blaukorn für Cannabis bedenklich ist, da dort poteniell "Schadstoffe" drin sein könnten. Es stimmt, dass Pflanzen potentiell Schadelemente wie Cd oder U aufnehmen, da Pflanzen Ionen aufgrund ihrer Größe aufnehmen, egal ob diese ein Funktion in der Pflanze haben oder nicht. Düngemittel werden bei uns über 2 Wege zugelassen, die DüMV oder als sog. EG-Düngemittel über die EG-Düngemittelverordnung. Auf beiden Wegen sind sinnvolle Höchstgrenzen für Schadelemente festgelegt. Mir ist keine Unterschiedung zwischen mineralischen Düngemitteln für Zierpflanzen, Baumschulgewächse oder Nahrungspflanzen bekannt. Es gibt in der Landwirtschaft allerdings Einschränkungen für die Verwendung von Klärschlamm z.B..



3) Welche Formen von mineralischem Dünger gibt es?


Cannabis Dünger werden in der Regel als fertige Lösungen verkauft, d.h. die Stoffe sind in Wasser gelöst. Mineralische Dünger werden aber i.d.R. außerhalb dieser Branche als Feststoffe, d.h. gekörnte Salze oder Mischungen von Salzen verkauft. Es gibt alle möglichen Nährstoffkombinationen, wie z.B. PK, Einzelnährstoffe, Mikro und natürlich Volldünger. Kalk ist teilweise auch bestandteil einiger Dünger. Die Wasserlöslichkeit hängt von der Zusammensetzung des Düngers ab. Enthaltene Calciumphosphate sind z.B. deutlich schlechter löslich als Kaliumphosphate. Die Kombination der Salze geht aber nicht aus der Deklaration hervor, da steht nur die Konzentration aller Nährstoffe drauf: bei N elementar, P2O5 und K2O, alles in Massenprozent.


Das war Teil 1, ich hoffe es kommt jetzt nicht

"Du hast erst 25 Posts und darf noch keinen Fred erstellen."

Teil 2 folgt...
 
G

guanosin

ich hatte diese Diskussion neulich erst. Erde heißt für mich Bio.


Erde heißt für mich MIkroorganismen sorgen für die Nährstoffe, Erde darf deshalb niemals komplett austrocknen oder gespült werden weil die MO sonst weg sind und die Erde unbrauchbar wird.


Es gibt anscheinend Leute die Erde auch mineralisch düngen. Verstehe ich nicht.


Dann nehm ich doch gleich Cocos mit Messgeräten?!


Wenn ich also eine mineralisch vorgedüngte Erde kaufe (CompoSana)und dann mit BioBizz weiter dünge, hab ich dann einen organischen oder einen mineralischen Grow? Und wie verhält sich das ganze anderrsrum? Wenn ich BioErde kaufe und dann mineralisch weiter dünge?



Beides Schwachsinn imho. Wenn schon Erde dann Bio.:tiphat:
edit


es gibt wohl auch Grower die Hydrosysteme mit BioDünger füttern, z.b. Cocos mit Biodünger.
 
Last edited:

AON

Member
@detox²

Interessantes Thema - danke für die Details!
Welchen "Background" hast du - wenn ich fragen darf - und wie konntest du dir dieses Wissen aneignen?
Ich freue mich schon auf mehr Infos!

"knowledge is power!"

Gruß
 

detox²

Well-known member
Veteran
Hallo,


ich konnte leider noch nicht weiter schreiben, da ich immernoch etwas angeschlagen bin. Aber kommentieren geht schon klar.



ich hatte diese Diskussion neulich erst. Erde heißt für mich Bio.


Mineralischer Dünger ist grundsätzlich kein Problem auf Erde, jedoch ist mineralischer Dünger direkt pflanzenverfügbar und muss nicht durch Mikroben zunächst von organischer Form in anorganische Form umgebaut werden. Die Mikroorganismen konsimieren aber auch ganz geringe Anteile des mineralischen Düngers, einfach weil er da ist. Organischen Dünger bauen Mikroben aus Eigennutz um, nicht für die Pflanze übrigens, aber da bleibt genug übrig.





Erde heißt für mich MIkroorganismen sorgen für die Nährstoffe, Erde darf deshalb niemals komplett austrocknen oder gespült werden weil die MO sonst weg sind und die Erde unbrauchbar wird.


Nicht mal mit Gamma Strahlung tötest du das komplette Bodenleben. Die MO kriegst du nicht weg und sie sind wirklich überall. Sogar in Steinwolle bauen Nitrifizierer NH4+ ind NO3- um. Austrocknen ist eher Schädlich für die Pflanze.



Es gibt anscheinend Leute die Erde auch mineralisch düngen. Verstehe ich nicht.


Das funktioniert grundsätzlich perfekt. Im Titel steht, "...kann man auch lassen", werde ich noch drauf eingehen in Teil 2 oder 3.







Dann nehm ich doch gleich Cocos mit Messgeräten?!


Cocos ist organische Substanz, (vermutlich!?) schwer mineralisierbar, während Blumenerde humifizierte organische Substanz ist. Cocos hat keinen Kalk, d.h. keinen Säurepuffer und der pH ist sozusagen, jener des Gießwassers. Funktioniert sowohl organisch als auch mineralisch, wenn man den pH im Griff hat. Er bestimmt die Verfügbarkeit der Nährstoffe.





Wenn ich also eine mineralisch vorgedüngte Erde kaufe (CompoSana)und dann mit BioBizz weiter dünge, hab ich dann einen organischen oder einen mineralischen Grow? Und wie verhält sich das ganze anderrsrum? Wenn ich BioErde kaufe und dann mineralisch weiter dünge?

Beides Schwachsinn imho. Wenn schon Erde dann Bio.:tiphat:
edit


es gibt wohl auch Grower die Hydrosysteme mit BioDünger füttern, z.b. Cocos mit Biodünger.




Ich weiß nicht genau was Bioerde sein soll, falls du sowas wie Allmix meinst. Da ist einfach Premix und Wurmdung drin und wenn die Temperatur hoch geht und mehr Wasser dazu kommt, wird der mineralisiert. Ja Compo enthält min. Dünger, der ist eben einfach günstig. Wenn der aufgezährt ist, ist er eben aufgezährt.



@detox²

Interessantes Thema - danke für die Details!
Welchen "Background" hast du - wenn ich fragen darf - und wie konntest du dir dieses Wissen aneignen?
Ich freue mich schon auf mehr Infos!

"knowledge is power!"

Gruß


gerne, es hilft auch mir immer, wenn man Dinge mit System aufschreibt.



Mein Background: Ich bin natürlich Polizist und bei der Kripo München. Ich habe in der Ausbildung Bücher gelesen, mehr oder weniger mit Zwang, z.B.


-Allgemeine und molekulare Botanik
-Grundlagen der Pflanzenernährung (Schubert)

-Marschners Mineral Nutrition of Plants



für Hydro


Erdlose Kulturverfahrung im Gartenbau (Göhler/Molitor)


Mit Cannabis Lektüre kann man das Growen lernen und sich unterhalten, ich will keinen Autor angreifen, jedoch gibt es da schon gewisse Limitierungen. Oft werden erfolgreiche Grower von einer Art Guru Kult begleitet, weil sie auch Aktivisten sind, was ich heute absolut lächerlich finde, um ehrlich zu sein. Kauft euch lieber das Buch von Schubert anstelle ein Buch von Ed Rosenthal.



LG & favt ruhig mal :)
 

AON

Member
Kauft euch lieber das Buch von Schubert anstelle ein Buch von Ed Rosenthal.
Ich täte Eds umf. Knowledge nicht anzweifeln - ABER - du hast (auch) Recht!
So krass wie echte Gelehrte- in die Materie einsteigen - tun es nur wenige.
Der Backgr. zählt!
 

detox²

Well-known member
Veteran
Ich täte Eds umf. Knowledge nicht anzweifeln - ABER - du hast (auch) Recht!
So krass wie echte Gelehrte- in die Materie einsteigen - tun es nur wenige.
Der Backgr. zählt!


Nicht falsch verstehen, das ist kein hate gegen Ed R. oder Cervantes und co. und ich behaupte auch nicht, dass diese Leute nicht growen können, jedoch sind sie einfach keine Wissenschaftler. Das merkt man einfach. Es ist falsch Cannabis als eine Pflanze mit einer Art "Sonderstatus" zu sehen, sie hat wie jede Kulturpflanze bestimmte Ansprüche an einen Standort und Klima.



Werde bald nen 2. Teil schreiben, regeneriere langsam.


Viele Grüße
 
G

guanosin

Ich weiß nicht genau was Bioerde sein soll, falls du sowas wie Allmix meinst.


ich meine Bio Erde: wie diese hier:



https://1000seeds.info/biologischer-cannabis-anbau-erde-selber-mischen/


Wäre doch unsinnig diese mit Mineralischem Dünger zu gießen schon alleine aufgrund der Wiederverwertung. Die oben genannte Erde sollte bis zum Ende eines Grows reichen ohne nachdüngen zu müssen.


Wenn ich diese Erde jetzt in der vierten Blütewoche mineralisch nachdünge (unnötig) um mir fettere Buds zu erhoffen kann ich die Erde danach schlecht wieder verwenden außer ich spüle die mineralischen Stoffe wieder raus und reichere dann die Erde komplett neu an mit Wurmdung etc. Denn wer BioErde nachdüngt tut dies sicher nicht mit N sondern eher mit PK, wecher dann bei Ernte vermehrt im Substrat zurück bleibt und beim nächsten Grow garantiert für Probleme sorgt am Anfang.

Also lieber auf mineralischen Dünger verzichten, so bleibt mein Substrat BIO. Hierbei muss halt beachtet werden das BioDünger erst nach 2-4 Wochen sichtbar/Verfügbar wird, also im Vorraus geben. Was aber wiederum bei der oben genannten Erde nicht nötig ist.



Jetzt kommen wir wieder zum Thema Spülen, da hab ich doch mal was interessantes verfasst. Die BioPflanzen die mein Kollege erntet sind prallgrün bei der Ernte (massig Chlorophyll noch drin) meine Cocos Pflanzen kann ich so spülen das bei der Ernte alles Gelb ist, also kein Chlorophyll mehr drin.



:tiphat:
 

detox²

Well-known member
Veteran
Teil 2 folgt...

Ich mache einfach mal weiter, lasst uns doch mal grundlegend über Medium, Nährlösung und spülen sprechen.

Medium

Die gängigen Medium sind Substrate auf Torf Basis, Cocos Substrate, Blähton und Steinwolle. Alternativen sind Perlite, Bims oder Vermitculit, jedoch eher als Zusatzstoff verbreitet und nicht als Medium.

Was alle diese Medien teilen ist die Fähigkeit Wasser gegen die Schwerkraft zu halten. Blähton ist hier eine Ausnahme, da die Kugeln fast kein Wasser halten können. Das Wasser kann nur gehalten werden, wenn die Poren (Hohlräume) eng genug sind. Wie ein Schwamm. Bei Blähton sind die Poren deutlich zu groß, um ausreichend Wasser zu halten. Handwässerung ist hier nicht möglich, lediglich in Kombination mit Steinwolle. Hingegen dürfen Poren auch nicht so eng bzw. zu fein sein. Die Kräfte, die das Wasser an den Substrat Teilchen halten sind dann so stark, dass der Sog der Wurzel nicht ausreicht, um das Wasser zu bewegen. Das sog. Totwasser. Es entsteht in Töpfen, wenn man zu stark verdichtet, was in der Regel aber sehr selten passiert bzw. nie.

Die Substratteilchen können außerdem eine neg. Ladung haben. Dies hat zur Folge, dass sich pos. geladene Teilchen bzw. Nährstoffe (Kationen): Ca, Mg, K, Zn, Cu, Fe anlagern können. Diese werden sorbiert, d.h. eine relative schwache chemische Bindung hält die Teilchen an den Austauschern. Negativ geladene Teilchen wie NO3 und HSO4 können sich nicht anlagern und durch das Wasser im Medium besser bewegt werden inkl. der Bewegung der Schwerkraft aus dem Topf heraus. Eine sog. Kationaustauschkapazität haben: Substrate auf Torf Basis, Cocos Substrate, Blähton, Bims oder Vermitculit. Steinwolle besitzt hingegen keine Austauschkapazität.

Die Kationenaustauschkapazität beeinflusst auch den pH-Wert als Puffer. Wenn die Pflanze Kationen aufnimmt, scheidet sie Protonen (pos. geladene H+ Teilchen aus). Die H+ Konzentration ist der Wert des pHs. Wenn die Pflanzen ein Kation aufnimmt, sinkt der pH (H+ Konzentration), weil eine Base entzogen wurde. Die Kationenaustauscher spenden dann ein Kation und entziehen das H+. Der pH ist nun wie vor der Aufnahme. Alle Kationen und H+ in der Bodenlösung stehen in einem Gleichgewicht mit den Kationenaustauschern und der Wurzel, die quasi ein biologischer Kationenaustauscher ist.

Der pH Wert wird außdem durch Kalk, Carbonate aus Calcium und Magnesium gepuffert. Kalk ist bei Substraten auf Basis von Torf essentiell, da das Substrat sonst einen pH im Bereich von 4 hätte. Grund hierfür sind großen Mengen organischer Säure Molekülgruppen der Humusteilchen. Diese müssen durch Kalk neutralisiert werden. Inwzischen existieren auch Substrate, die ohne Torf als Rohstoff auskommen und auf andere organische Ausgangsmaterialen zurückgreifen als Torfe (Abbau in Mooren).
Kalk setzt nur in Vorhandensein von H+ das Ca und Mg frei, z.B. Nährstoffaufnahme/Entzug Ca,Mg. Das Ca und Mg ist in Form von Carbonat nicht pflanzenverfügbar. Es ist in diesem Moment nicht als freies Kation in der Bodenlösung, sondern stabil als Carbonat vorhanden.

So das war erst mal...
 
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